Königtum der Himmel - Basileia ton ouranon


Leitmaß und Auftrag für die Vernunfterkenntnis in der Begründung von Hoffnung und der Orientierung der Menschen

Plato fand seine Ideen vorzüglich in allem, was praktisch ist, d.i. auf Freiheit beruht, welche ihrerseits unter Erkenntnissen steht, die ein eigenthümliches Product der Vernunft sind. (Kant KrV B 371)


Von der Königswürde als Person

In einer Diskussion mit Volker Gerhardt in Bonn hatte ich bemerkt, daß unter der angenommenen Bedingung, daß das Göttliche zum Grund- und Maßverhältnis des Personseins gehört und die Gotteserkenntnis unabtrennbar ist von einer Selbsterkenntnis, in der sich Personen in Selbstbewußtheit – und damit in Freiheitsverantwortung – orientieren, ein Weg zur verbindlichen Bestimmung von Wesenseinsichten in das Göttliche sich eröffnet, die eine die Würde des Seinkönnens von Menschen als Personen achtende Glaubensgemeinschaft annehmen und zu ihrem sie verbindenden Glaubensgehalt haben kann. Ein solches Glaubensbewußtsein wird sich dann als eine die Menschheit vertretende Haltung verstehen, die mit der Bekundung ihrer Einsicht sich in einem Auftrag begreift, in dem sie auf das Personseinkönnen aller Menschen in Freiheit und Verantwortung bezogen und – für dessen Ermöglichung – zur Bewährung verwiesen ist.

Zur Personwürde des Menschen gehört im Gedächtnis der Bestimmungen ihres Begriffs zusammen mit der Stellvertreterbedeutung des prosopon, darin ein Darstellender dem Gott oder einem Heros seine Stimme leiht und dessen Präsenz bekundet und im Lateinischen durch das 'per sonare' gedeutet wird, vor allem die Königsfiguration des Göttlichen im Menschlichen, wie es noch die extremste Entwürdigung am Kreuz, nach Folter und Verspottung, verzeichnet.

Wenn Heraklit sagen konnte, die Menschen hätten keinen Begriff von Gerechtigkeit, hätten sie nicht Ungerechtigkeit erfahren, dann gilt das auch für das Bewußtsein der Würde des Menschen als Person: ihren Begriff zu bestimmen läßt sich nur in Gedächtnissen im Achtungsverhalten als Aufgabe annehmen, wenn wir mit dem göttlichen Würdegrund auch der Passion als Entwürdigung und Verachtung des Göttlichen im Menschen, stellvertretend für alle Menschen, gedenken.

Jenes „Tuet dies zu meinem Gedenken“ weist dem gedenkenden Erinnern ein Bewahren des Rettenden in – und nicht nur gegenüber – jenen Verletzungen an, die ein Mensch nicht durch eigene Kraft heilen kann; denn das Geachtetwerden stellt eine gemeinschaftliche Aufgabe dar und kann durch einzelne nur in vorgreifender und an die ursprünglichen Bestimmungsgründe sich rückbindender Haltung – der Mißachtung gegenüber – zur Geltung gebracht werden. Zugleich wird an ihm und dieser Haltung erkennbar, daß die Verachtung des Königlichen im Menschen immer auch ein Mißachten und Vergessen und Nichtannehmen des Göttlichen ist, das ursprünglich das Sein im Geachtetseinkönnen von Menschen als Personen ermöglicht, und dem nur im Dank entsprochen werden kann, wenn Gottesliebe sich in eins als Nächstenliebe zeigt, das Königtum Gottes sich in der Königswürde der ihr zu entsprechen suchenden menschlichen Gemeinschaft als anwesend, als in ein Anwesen kommend erweist.

Solches Ermöglichen – in Widerstand und vorlaufender Achtung – wiederzuermöglichen, ist nur in Einheit mit der Annahme von Ideen als Wesenheiten des Göttlichen durch Gedächtnisse auch der Widerfahrnis von Verachtung und Unrecht und darum nur mit Hilfe und unter dem Beistand von Gedächtniswerken möglich, deren Geist des Erlittenen wie des Rettenden gedenkt, also Passion und Verheißung, Kreuzigung und Wiederauferstehung verbindet. Idee und Gedächtnis sind in den Werken des Geistes unauflösbar verknüpft.

Wenn die Politeia die Philosophenwächter in ihrer Aufgabe bestimmt, „Bewerkstelligende der Freiheit“ ( dein einai demiourgoùs eleutherías 395c) zu sein, und im Timaios der Bildner für das seiner ursprünglichen Güte entsprechende Schöne „Idee und Vermögen bewerkstelligt“ (Tim 28a8), dann wird aus der Darstellung der göttlich schöpferischen Güte in  ihren maßgeblichen Gestaltungsentscheidungen ein Vorbild der auch politisch (durch stellvertretendes Werk, ergon, für das Volk, demos) Verantwortung tragenden Haltung von Weisheit und der liebenden Ausrichtung auf sie hin fasslich, bedarf aber einer ursprungsverwandten Weise der ihrerseits bildhaften Reden (29b), die Mitgeborene (syngeneis) dessen sind, was sie auslegen (exegetaí).

Zur Annahme der Bestimmungsgründe von personalen Handlungsweisen der Freiheitsverantwortung als Personen gehört mit der Gedächtnisarbeit und den an der Ideenbestimmung teilhabenden, sie werkhaft bekundenden Rede- und Einsichtsformen auch die Stellvertretung als „Mitarbeiter im Weinberg des Geistes“. Das schöpferisch Werkhafte erhält eine die bloß zusammensetzenden und baumeisterlichen Tätigkeiten überschreitende, die geistige Haltung beseelter Lebewesen gestaltende Bedeutung. So erweist sich bei genauer Lektüre der Timaiosrede vom Ursprung des Himmels oder Kosmos, daß die in Maßannahme „erschaute“ Idee keine andere Ursprungsbestimmtheit hat als die der Güte als Grund, die nicht jenseits der Vernunfthaltung im Handeln des demiourgos sein und vernommen sein kann. Als Gott, der er durchweg genannt wird, gibt und nimmt er sein Wesen als die Güte selbst zum Maß und bewerkstelligt Idee und Vermögen in und für ein lebendig Göttliches, das als entsprungen Gebildetes erst dem Urbild die Bildlichkeit verleiht. Darum richtet sich die Maßannahme in der Ideeneinsicht auf die Vollendungsgestalt eines Werks, das als solches selbst Bestimmungsgabe, letztlich des Menschen ist, da in ihm sich der Ursprung aus Vernunft (29 d ff) und der Ursprung durch Notwendigkeit (47e ff) vereinen (69a ff).

Liest man das Zusammensetzen als ursprüngliche Synthesis, so läßt sich die Verwandtschaft mit der von Kant ausgelegten Synthesisfunktion des Verstands kaum abweisen, und es wird deutbar, daß in den Ursprungsverbindungen, die der demiourgos als Zusammensetzer (äo     synistàV 29e) stiftet, eine Bildung von Erkenntnis statthat, in der sowohl die Vermögen des Erkennens wie des Erkennbarwerdens sich bekunden (vgl. die Einteilung des Seienden als dynamis im Sophistes).

Ich halte es für das Verständnis des Werkzusammenhangs für wesentlich, eikos logos und eikos mythos wörtlich zu nehmen, weil die übliche lexikalische Übersetzung als „wahrscheinliche Rede“ den syngenetischen Zusammenhang verdeckt, den Bezug zur Unabtrennbarkeit von Selbst- und Gottes­erkenntnis nicht zu Geltung bringen und damit der notwendigen Teilhabe des Logos am Eikos, des sprechend sich gestaltenden Denkens an den bildgebenden und figurativen Verfahren, wie sie zu Werk und Gedächtnis notwendig gehören, nicht gerecht wird.

Ideen können im urteilenden, etwas als etwas aussagenden Denken das durch sie bedeutete Selbstsein nur durch eine prädikative  Bestimmung repräsentieren, indem sie durch diese     Bestimmungsstellung eine Weisung bekunden, die Maßgabe ist und ein     Angenommenwerden im Bewußtsein zeitigt. Die Redeform wäre die     eines unbedingten Geltendmachens und nimmt entweder die Gestalt     eines kategorischen Imperativs oder der werkgütigen Selbstgabe     dessen an, der sich vorbildlich neidlos in der Abbildgestalt als ihr     Maß zur Selbstentsprechung bekundet. Beides prägt die Formen     religiöser Rede als sittliche Weisung und Verkündigung; in beiden     Weisen ist das Subjekt der Bestimmung Person, die in eine personale     Verhaltensentsprechung weist,  und es dürfte doch das eine, das     gläubige Andenken zur Entsprechung mit dem Göttlichen als Ursprung     von Vermögen ein durchaus Paulinisches Korrektiv des anderen, zu     dessen Imperativ in der Gesetzgebungsforderung sein, und das je     Angemessene (metrion) gemäß den Bedingungen der nachfolgenden     Vermögen ins Maß (metron) der Gabe einbilden.

Als vernünftig überlegender, dessen Entscheidungsbeurteilungen sich in der eikos Rede bekunden, ist der Gott subjekthaft personal angenommen; seine Ideenprädikationen ("Gut war er." Tim 29e) können auf keinen Sachverhalt, keinen Gegenstand bezogen sein, sondern müssen die Teilhabe an einem ursprünglich bildenden wie gebildeten Sein bekunden, in dem das Denken sich in seinem Erkenntnisverhalten identifizierend erkennt, da es sich zu erkennen gibt, und erneuernd aus der Verantwortung für das Zusammenstimmen alle im denkenden, erkennenden und handelnd gestaltenden Wesen mitwirkenden Vermögen ausrichtet, d.h. sich ausrichten läßt – maßgebend für die Angemessenheit aus der Annahme der Maßgabe. Die Idee des Guten kann nur als Güte und durch Güte in Gründung gegeben und angenommen werden, nicht als ein zur erstrebendes höchstes Gut, nicht als Schau auf der Insel der Seligen.

Die leitenden Ideen, die wir von Platon her mit Augustinus und Anselm von Canterbury als Wesenheiten des Göttlichen identifizieren können, deren Einheit als Einheit einer Vielheit ein durch verständiges Denken allein nicht lösbares Problem darstellt, wären jenseits der Gedächtnisse der Verletzungen des Göttlichen im Menschlichen nicht annehmbar, könnten ihre Maßgabe nicht in reorientierender Kraft entfalten: es muß die Einheit des Göttlichen als Aufgabe erkannt werden, die auch für das glaubende Denken nur erfüllt werden kann in der praktisch bildsamen Entsprechungsgestaltung der Einheit von Vermögen in der sie ausübenden Handlungsverantwortung selbst. Zu ihr gehört mit Maß und Entsprechung die Urteilskraft und wir vermöchten nicht Gutes von Bösem, nicht Wahres von Falschem, nicht Rechtes und Unrechtes, nicht Gemäßes vom Ungemäßen zu unterscheiden, wenn wir nicht im Selbstbewußtsein als Personen an Ideen als Wesenheiten des Göttlichen teilhätten, darin sich das Maß der Idee als Maß der Urteilskraft für die Entscheidungs- und Beurteilungsvermögen gibt, wie es am göttlichen Demiurgen als gut ausgeübt sich uns im Werk zeigt

Verletzungen von Vermögen erzeugen im Selbstbewußtsein eine     Widerfahrnis von Ungemäßheit und Nichtentsprechung, die mit der     Urteilskraft alle Vermögen tangiert. Die Unordnung, auf die und der     gegenüber sich die Gestaltungskraft der schöpferischen     Ordnungsstiftung bezieht und ein Ordnen im Bewußtsein der Vernunft     herausfordert, stellt keinen Zustand dar, ist nicht Materie zur     formenden Verfügung, sondern ist selbst einer Ungemäßheit     geschuldet: wenn im Vorstellen des immer Werdenden, das kein Sein     hat, solches Nichtsein zum vorbildhaft Seienden genommen wäre. Der     Entgegensetzung aber in 27 d5 f zwischen dem immer sich selbst     gleich Seienden, ohne Werden (und damit ohne Werk und Bildung) und   dem immer Werdenden, ohne Sein, haftet durch die Vorstellung (doxa:     „Es ist nun gemäß meiner Vorstellung zu unterscheiden ...“)     durch das jeweilig vergegenständlichende „to“ ein Scheinhaftes     an: der genauen Übertragung entbirgt sich, daß diese erste     Maßgabeentscheidung noch durch Funktionen des vorstellenden     Verstandesurteils in vergegenständlichender Rede getroffen ist und     also muß auch dieser Nichtunterschiedenheit im Vorstellen aus     Vernunft und Güte entgegnet, die dadurch erzeug Vorstellungsun-ordnung in eine vernünftige Ordnung gebracht werden, damit Vorstellung und Vorgestelltes überhaupt unterscheidbar werden. Es wird dazu mindestens ein Drittes gebraucht werden: die chora.

Man könnte noch mit Michael Theunissen auf die Logik des Seins als Erzeugung von Gegenstandsschein der WdL Hegels verweisen: auch hier ist mit den Selbstbeziehungen von Verstandesfunktionen im     Denken eine Unterscheidung zwischen Verstand und Vernunft noch nicht  entsprochen und wird, da ihr methodisch für die Bezugnahme von     Vermögen auf Ideen eine kritisch reflektierende Urteilskraft mangelt, auch in Reflexions- und Begriffslogik nicht wieder erreicht. Vernunft wird in Hegels Logik vielmehr nur als entgrenzter Verstand begriffen, indem das Denken die Reflexion auf sich selbst mit Scheinbildungen durchläuft, sich aber nicht davon zu befreien vermag.     

    


Wie sich eine ursprüngliche Einheit von Vermögen begrifflich denkend ins Bewußtsein bringt, läßt sich an Kants Werken der Kritik aufzeigen: die darin als obere angesprochenen Erkenntnisvermögen – Verstand, Vernunft und Urteilskraft – haben kein Vermögen über sich und werden für ihre Einheit jeweils durch eines von ihnen, zugleich stellvertretend und vereinseitigend sie ausrichtend, genannt. Im bloßen Verstehen müsste man einen zweifachen, nicht mit sich einstimmenden Gebrauch annehmen, einmal in der weiten, dann in der engen Bedeutung, wenn vom Verstand, dann aber auch wieder von der Vernunft gesagt wird, daß sie jeweils Verstand, Vernunft und Urteilskraft in sich vereinten. Erst mit der von der reflexiven Urteilskraft im Ideenverhältnis getragenen Einteilungsart können wir dem gerecht werden, daß ein Teilhabendes die Einheit auf sie identifizierende Weise vertritt, und es allein so zu vermeiden ist, einen Oberbegriff für Prinzipien anzunehmen, die dann ja nicht mehr selbst oberste, weil ursprüngliche Bestimmungsgründe wären.

Zu Ideen kann man in ihrer ursprünglichen Verbindung nur durch eine kritisch grundgelegte Verflechtung gelangen, in der kein eines als nur ein Ursprung alle anderen dominierte. Dieter Henrich hat dies in einer frühen Kritik (1956) an Heideggers Kantinterpretation bereits gezeigt: Ursprüngliche Einheit darf nicht ein einziges Vermögen, nicht eine einzige Kraft als die oberste annehmen (bei Heidegger mit Schelling die transz. Einbildungskraft), sondern hat die schwere Aufgabe zu bewältigen, die Einheit einer Mehrheit von gleich würdig einander bedingenden Vermögen als ursprünglich anzuerkennen und in Geltung zu halten. Das kann nur in einem zwar reflexiven, Selbsterkenntnis ermöglichenden und erfordernden System von Ideen der Vermögen gelingen, in der die Unterscheidung zur Überwindung von zu unmittelbar gefaßten logischen Selbstbeziehungen aber auch eine ethisch-sittliche Bedeutung für die Orientierung im Selbstbewußtsein von Personen gewinnt. Bei Hegel dagegen kommt, nach einem Wort von Walter Schulz, das Ethische doch zu kurz

Daß die ursprüngliche Ordnung sich als Ordnungshandlung und diese für die Ideenannahme als kritische Bewerkstelligung von Einheit darstellt, gibt sie in ihrer grundlegenden Bedeutung für die sittliche Bildung im Selbstbewußtsein von Personen zu erkennen, die darum wissen, Ursprung zu haben, und auf die Güte der ursprünglichen Gabe ihrer Vermögen vertrauen. Die Kritik ist notwendig für die Einheit im personalen Selbstbewußtsein, weil ohne sie die Verfehlung durch den Mangel an Unterscheidung der jeweiligen Aufgaben von Vermögen nicht zu begreifen und nicht zu beheben wäre. Die Widerstreite, die dem Bewußtsein in einer nur theoretisch spekulativ tätigen Vernunft in Selbst- und Gottes- und Weltverhältnissen begegnen, halten in der philosophischen Gedankenführung ein Gedenken an das damit Einhergehen einer sittlichen Verfehlung in Ausrichtung und Bestrebung wach, für deren Umkehr die Kritik der Vermögen nur eine Bedingung darstellt, nicht schon die Erlösung, die einer Versöhnung zwischen Menschen wie zwischen Menschlichem und Göttlichem bedarf. – Allerdings ist die Kritik als Grundlegung für alle Bildung gesellschaftlichen Verantwortungsbewußtseins (insbesondere der Gesetzgebung und Rechtsprechung) unverzichtbar. Daraus ergibt sich eine Rechtfertigung von Philosophie als Prinzipienerkenntnis und ihrer dafür und ihre Systembildung notwendigen Vernunfterkenntnis aus Begriffen von Ideen.

Auch die Paradieserzählung in Gn 2b ff weist darauf hin, daß die Unterscheidungskraft zwischen Gut und Böse, die des Gedächtniswerks auch der Verfehlung bedarf, zur Gottähnlichkeit des Menschen gehört, aber ihm nicht zu eigen hat werden können ohne die Widerfahrnis von Verfehlung und der ihrem Bewußtsein zugehörigen Schuld, die jene nur im Paradies zu leben und zu urteilen geübten Menschen aber noch nicht als ihre eigene auf sich nehmen können, sondern jeweils die Schuld auf andere schieben (Adam auf Eva, Eva auf die Schlange). Sittlich im Selbstbewußtsein als den der Verantwortung fähigen Personen gegebene Weisung vermag im Eingedenken der Verfehlung der Gott darum erst als Mensch die Ebenbildlichkeit in sich erneuernder Annahme zu geben, der gleich einem neuen Adam, die Verkettung des Schuld- und Vergeltungsverhängnisses durchbricht und nur als Gott im Menschen die Schuld aller Menschen (gegenüber dem Göttlichen ihrer Würde) auf sich nehmen kann und so eine Gerechtigkeit weist, die ihrer Idee entsprechend nicht als ausgleichende oder vergeltende, sondern als gerechtmachende angenommen und – wie das Kreuz – auf sich genommen werden kann.

Wolfhart Pannenberg schreibt in diesem Zusammenhang: „Die christliche Hoffnung richtet sich auf das Kommen der Gottesherrschaft und auf die Teilnahme an ihrem neuen Leben.“ (...) Es handelt sich im Begriff der Gottesherrschaft „um eine Herrschaft des Friedens und der Gerechtigkeit, wie sie Jesaia (Jes 2,1-5) von dem kommenden messianiscne Königreich erwartete, das den im israelitischen Gottesrecht ausgedrückten Rechtswillen Gottes verwirklichen wird.“ (...) Im Danielbuch (Dan 7,13) wird „das Gottesreich durch die Gestalt eines Menschen symbolisiert (...): Erst die Herrschaft Gottes wird eine wahrhaft menschliche Gesellschaft begründen.“ (Eschatologie und Sinnerfahrung, Grundfragen Sytem. Theol. 2, S 69) „Die Verwirklichung des Gottesrechts macht aber eine Revision der jetzigen ungerechten     Verhältnisse unter den Menschen erforderlich, in denen Gewalt und     Betrug so oft triumphieren, während das Recht unterliegt.“ (S. 70)

Jener höheren Gerechtigkeit (Mt 5,10 und 5,20) zu entsprechen, kann wiederum der Teilhabe am Königtum der Himmel zugeschrieben werden, von dem die Bergpredigt ja zu erbitten weist, daß es zu uns komme. Es stellt als himmlisches die Erhabenheit einer Königswürde dar, die sich nicht unberührt vom Leid der Menschen bezeugt, sondern in die Not (ihrer Mißachtung) eingeht und dort die wendende, rettende Kraft nur sein kann, da sie die je eigene Einsichts- und Erkenntnisverantwortung anspricht, herausfordert und in ihren Vermögen erneuert.

„Ich habe das Elend meines Volkes vernommen ... So bin ich herabgestiegen ... um es zu retten." (Ex 3,7)

Darum sind die im Königtum des Himmels als geistige Einheit vereinigten Ideen (als Wesenheiten des Göttlichen) je maßgeblich gründend für die Vermögen in und zur Entsprechung des Seinkönnens in Würde und Freiheit, vernehmbar, denkbar und erkennbar aber nur mit den Erfahrungen der Gedächtnisse jener Widerfahrnisse, die in eins als Verletzung der Menschlichkeit im Menschen und der Göttlichkeit Gottes zu begreifen sind. Solches Begreifen ereignet sich aber in der Wendung, in der Umkehr (als metanoia), zu der die Propheten der jüngeren Bücher des AT aufrufen, und die in der Verkündigung der Evangelien als schon mit Christus in der Nachfolge sich ereignend, angebrochen als erfüllbar durch eine Gemeinschaft gewiesen wird, die mit der Ideenannahme den Geist als göttlich in jenem Verhalten erspüren läßt, das die Aufgabe der Ermöglichung von Achtungsvermögen – ihrer Verletztheit entgegen – annimmt und das Seinkönnen von Personen, menschheitlich allgemein, als Bestimmungsgrund des Personseinkönnens überhaupt erkennend zur Geltung bringt.

Das Vermögen der Vernunft bestimmt sich, der Annahme ihrer Idee entsprechend, als Einheit der Achtung von Würde und Anerkennung von  Recht in der Verantwortung von Freiheit als Selbstsein.

In göttlichem Geist wird jeder anwesende Mensch in seiner Menschheit angesprochen – und damit in die Teilhabe der Stellvertretung gerufen. Nur in diesem personalen Ansprechen aus und zur Stellvertretung ist Gott als Geist uns Person, die uns als geistiger Beistand in menschlicher Rede und Werk angeht und begleitet.

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Im Bewußtwerden, was Würde bedeutet, wird erkennbar, daß sie in der Gemeinschaftsverantwortung einer Achtungsordnung steht (der die Misologie unverzeihlich ist und zur stellvertretenden Kritik herausfordert), die nicht in privativen Selbstverhältnissen von Einzelnen als nur vereinzelten in Anspruch gehalten oder bewahrt und wiederhergestellt werden kann. Mit den Achtungsbedingungen von Würde wird also einsichtig, daß alles Personseinkönnen eine Gemeinschaftsbedingung hat (zu der ein werkhaft wie personal beistehender Geist gehört), darin die Gotteserkenntnis als Ideenannahme jene Selbsterkenntnis leitet und begleitet, die eine sittliche Orientierung darstellt und noch der Königsfiguration der Weisheit liebenden Philosophen (in der Politeia) eine ethische Bedeutung zuerkennt, stellvertretend für alles Selbstbewußtsein von Menschen als Personen, von politischen Machtansprüchen sich unterscheidend, aber in Rettung suchender Stellvertretung aus Verantwortung durchaus auch des Politischen und Rechtlichen von Handlungsgemeinschaften.

In Kants Formulierungen des Sittengesetzes begegnen wir einer Bezugnahme auf das Königliche in Gestalt der Gesetzgebungskompetenz der personalen Vernunft wieder, wenn er vom Oberhaupt spricht, das in dieser Haltung unter den Maßstäben des Sittlichen stehend diese erfüllt, wenn ein Mensch in personaler Stellvertretung des Souveräns (redlich und im Blick auf die Zusammenstimmung in der Gesetzesbefolgung) Gesetzgebungsverantwortung übernimmt.

Was Kant in diesem Zusammenhang das Reich der Zwecke nennt, läßt sich für die Selbstzweckhaftigkeit der Menschheit in der Person eines jeden Menschen nur durch die Erkenntnisart des Gemeinsinns (sensus communis) von den Ideen der Vermögen her denken, die als Vermögen je selbst Zweck sind und nur in wechselseitig sich ermöglichender und bedingender Teilhabe sich darin selbst entsprechen, daß sie für ein jedes achten und anerkennen, selbst Zweck in Bedingungsgemeinschaft 'selbst als es selbst' sein und handeln zu können. Nichts anderes als dieses selbstentsprechende Seinkönnen bedeutet Idee der Bestimmung ihres Begriffs nach: auto kat' hauto. (-> Orientierung durch Ideen)

In einem weiteren Schritt können wir nun die Ideenannahme für die Einheitsbedingungen des Seinkönnens als Personen in stellvertretender Verantwortung ihrer Vernunft mit der Grundlegung des Sittlichen bei Kant weiter verfolgen und mit der Rückbindung der kritischen Grundlegung an die von Platon ausgearbeitete Methode der Ideeneinsicht durch Darstellung der Verflechtung ihrer höchsten Begriffe (megista gene) ergänzen, die keinen Oberbegriff erlauben und nicht in einer Hierarchie organisiert sind, sondern als Bedingungen erkannt werden, die als einander bedingend die Teilhabe der Ideen aneinander mitdenkend im Bewußtsein der Ausübungen zu erkennen ermöglichen, aus der allein ursprüngliche Einheit dort sich ergibt, wo sie als Einheit des Seinkönnens von Personen in personaler Gemeinschaft der Achtung ihrer Gotteswürdigkeit im Anspruch steht. Das für das Verhältnis der kritischen Grundlegung durch Kritik der Vermögen zur platonisch geprägten Annahme der Ideen notwendige Bindeglied liefert ein „Sinn“, nicht der von Sinnlichkeitsvermögen der Wahrnehmungen im Bewußtsein von Erscheinungsgegebenheiten, deren Einheit der des Verstandes bedarf, noch der eines Sinnzusammenhangs von zu interpretierenden Texten (wie die Welt als Buch der Hermeneutik vorschwebt), sondern jener Gemeinsinn, der in Stellvertretung der Urteilskraft aller deren Einstimmung dafür antizipiert, daß etwas, das einer als schön beurteilt, auch durch alle anderen als schön soll empfunden und beurteilt sein können. Ich glaube, daß der Sinn dieses Sinns nichts anderes bedeutet als die Idee als Maß der Urteilskraft im Gemeinsinn.

Das Schöne kann in diesem antizipativ allgemeinen Beurteilen, die aus Achtung als Einheit von Vernunft und Empfindung gespeist ist, Symbol des Guten sein, und so können wir nur mit Beachtung der reflektierenden Urteilskraft und ihres Maßgrundbezugs zu den allen Menschen zuzuerkennenden Vermögen (in der Rechtheit ihrer Ausübung) die Ideen des Guten, Schönen, Wahren und Gerechten selbst – als nur mit Weisheit in gleichsam königlicher Kunst gemeinschaftlicher Handlungsverantwortung vereinigt – annehmen, indem wir die dem Königtum der Himmel entsprechende Haltung einnehmen und der Vorbildweisung nachfolgen, uns in der Gottesentsprechung zugleich von der Anmaßung befreiend, selbst wie Gott zu sein (Nietzsche kennt dieses Problem – war er nicht neidisch, selbst nicht mehr der Gekreuzigte sein zu können?).

Entscheidend wird für die Bedeutung des Gemeinsinns im Sittlichen dann die Schönheit als Einstimmung von Handlung sein. „Alles Gute“ läßt Platon uns im Timaios 87c vernehmen, „ist schön. Das Schöne aber ist nicht ohne Maß.“ Da es nun nach dem Gemeinspruch kein Gutes gibt, außer man tut es, wird die dem Guten in seiner Güte entsprechende Schönheit sich als eine Schönheit der Handlungszusammenstimmung eröffnen, deren Vermögen sich für jedes Vernunft als Vermögen habende Lebewesen ursprünglich für ihre Lebensgemeinschaft vorbildet.  

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Der Ideenannahme in philosophischer Erkenntnis zu entsprechen, erfordert eine Methodenreflexion, um Wege aufzuzeigen, wie Vernunfteinsicht aus Begriffen von Ideen, die als Orientierungsmaßgaben für das Selbstsein dadurch angenommen werden, daß sie nichts anderes als eben das Selbstsein in Selbstgemäßheit in ihren Begriffen uns bedeuten. – Ideeneinsicht hat darum eine vermögensorientierende, das Bildungsverhalten im Selbstbewußtsein von Vermögen leitende Haltungsbedeutung, gehört nicht der theoretisch-spekulativen Vernunft (in ihrem verständigen Verhalten), sondern der Vernunft selbst an, die an sich praktisch ist. Die Methode, die wir vom Sophistes wie von der KrV her aufnehmen können, verfährt einteilend und gliedernd, wendet sich aber durch die Kritik den disjunktiven Einteilungen entgegen und wird reflexiv.

Kant gibt dazu einen Hinweis in der Jaesche-Logik § 20: „Die Unterschiede der Urtheile in Rücksicht auf ihre Form lassen sich auf die vier Hauptmomente der Quantität, Qualität, Relation und Modalität zurückführen, in Ansehung deren eben so viele verschiedene Arten von Urtheilen bestimmt sind.“ Das Urteil als es selbst genommen, läßt sich durch die für es konstitutiven Funktionen (als Momente) einteilen, die zugleich verschiedene Arten des Urteilens bestimmen, also sowohl verschiedene Formen des Urteils als auch Identitätsmomente darstellen, an denen jedes Urteils teilhat. Es sind genau 4, die sich wiederum in 3 gliedern, wie es die Urteilstafel anzeigt.

In Platons Nomoi werden die Tugenden der Besonnenheit und Tapferkeit, der Weisheit und Gerechtigkeit so begriffen, daß ein jedes zwar eine Tugend ist, aber keines Tugend wahrhaft ohne die anderen sein kann: Identität in der Einteilung erfordert zugleich Integration und gibt durch den integriert nur bestimmbaren Begriff einem jeden als Teilgabe die Bestimmung, selbst Tugend zu sein.

Wir können beide Verfahrensweisen der Einteilung eine reflexive nennen, nehmen die transzendentale Erkenntnisart von Vermögen in Unterscheidung von Gegenständen auf, und unterscheiden sie durch die  Reflexivität und den Ausschluß der Kontradiktion (Soph 259) von disjunktiven Urteilen (des entweder - oder), ebenso wie von Gemeinschaften der Substanzen (in der Kategorie der Wechselwirkung).

Auch haben wir es nicht mit Verhältnissen von Ganzem und Teilen zu tun, weil wir hier für die Ursprungseinsicht der Ideen zwar Verbindung erkennen können, aber keine Zusammensetzung unterstellen dürfen, sondern durchgängig das nur unterscheidend als Idee annehmen, was nicht zusammengesetzt ist. Es sind in der ursprünglichen Einheit für das Annehmen des Maßgeblichen keine vorgängigen Elemente gegeben, die zusammengebaut werden könnten.

Et iterum ecce turbatio (…) „Und wiederum, siehe, Verwirrung (…) Es sammle aufs neue ihre Kräfte meine Seele und mit ganzer Einsichtskraft richte sie sich wiederum auf Dich, Herr! (...) Gewiß, das Leben bist Du, die Weisheit bist Du, die Wahrheit bist Du, die Güte bist Du (…) multa sunt hæc – Vieles sind diese. (…) Wie also, Herr, bist Du alles dies? Sind es etwa Teile von Dir, oder ist vielmehr ein jedes von diesen das Ganze, das Du bist? (…) Es gibt also keine Teile in Dir (…) sondern (…) ein jedes von ihnen ist das Ganze, das Du bist“. (Anselm, Proslogion, K 18)

Auf solchen, von Platon über Anselm und Kant bereiteten Wegen läßt sich ein philosophisches System der Vernunfterkenntnis aus Begriffen von Ideen konzipieren, das in seiner Verfasstheit zumal der kantischen Grundlegung als Kritik der Vermögen und der von Platon her gewiesenen Annahme von Ideen gerecht wird und in einer Einheit sich verhält, die nur als Verflechtung zu fassen ist, in der wir von eidos zu eidos vermittels der Einteilungen ursprünglicher Verbindungen – ihre Bedeutungen als Verhaltensausrichtungen annehmend – gehen, und das heißt, je selbst gehen, je selbst einsehen. Ihre Weisung setzt uns kein Auge des Geistes ein, sondern erinnert an den Ursprung der je schon gegebenen und in Gebrauch genommenen Vermögen, seine Gabe selbstbewußt vergegenwärtigend

Wir sind uns bewußt, daß wir in der Ideenannahme mit der von allem in Raum und Zeit wahrnehmbaren Gegebenheiten sich unterscheidende „Nichtzusammengesetztheit“ gegenüber den Denkbarkeitsbedingungen der Ideen – als erst durch die Werke ihrer Entsprechung im Verhalten von Vermögen bestimmbar – in einer sich widertreitenden Verhaltensanforderung stehen, die im Vernunfthandeln der Annahmeentscheidungen selbst zum Austrag kommen können muß. Das Reflexionsbegriffspaar: Einstimmung und Widerstreit prägt leitend das Verantwortungsverhalten diesem Entscheidungskonflikt gegenüber.

Nimmt man die Verflechtung als Gemeinschaft der höchsten Gattungen (in der Reflexion, was wir sagen und tun und gesagt und getan haben) auf und sucht sie mit der Ideenannahme des Guten, Schönen, Gerechten und Wahren ebenso zu verbinden wie mit den Ideen der Vermögen des Verstandes und der Vernunft oder der Erkenntnis, dann ergibt sich eine systematisch zu erfüllende Verflechtungsaufgabe, die weit mehr als die exemplarischen 5 höchsten Gattungen zu berücksichtigen hat.

Da sie unter der Maßgabe steht, allen jenen Begriffen einen teilhabenden Ort zu geben, die Vermögen, Verhalten und Handlungen bedeuten, die operativ für ihr Gedacht- und Gebrauchtwerdenkönnen sind, zugleich aber die Kritik an der Vergegenständlichung von Ideen und die Abwehr einer zu unmittelbaren Teilhabe von Dingen an Ideen darin gesichert erscheinen muß, ist das systembildende Verfahren auf den Bezug und die Unterscheidung zum Gegenständlichen (to on) angewiesen, müssen also die Funktionen und Vermögen des Gegenstandsbewußtsein zur Unterscheidbarkeit der Haltungen einbezogen werden, muß das System also die Kritik als für es grundlegend in ihre Fügungen aufnehmen. Die Kritik der Vermögen erhält damit bleibenden Anteil an der Grundlegung von Philosophie als Prinzipienerkenntnis (Metapyhsik).

Folgt man dieser Aufgabenskizze eines grundlegenden Systems von Ideeneinsicht durch Annahme in Verhaltensverantwortung der je eigenen  wie allgemeinen Vermögen, dann ergibt sich eine Notwendigkeit der Berücksichtigung von all jenen Vermögen, die als Bedingungen für das Selbstseinkönnen nicht vernachlässigt werden dürfen. Man kann so das System der Ideen auch als System der Erkenntnis von nicht zu vernachlässigenden Bedingungen begreifen und seine Einsichtsart insgesamt sowohl der Achtung der Würde eines jeden Vermögens als auch der restituierenden Anerkennung ihres Gebrauchsrechts in methodisch reflektierter Rechtfertigung (Begründung durch Deduktion – quid juris) zuschreiben, in deren Verhalten mithin die philosophische Prinzipienerkenntnis einübt – vernunftpraktisch in Einheit mit reflektierender Urteilskraft.

In gewisser Weise leistet so die Ideenerkenntnis die Achtungsaufgabe gegenüber den durch Vereinseitigung von Prinzipienannahmen vernachlässigten anderen Ideen und Vermögen. Vernunfterkenntnis aus Begriffen von Vermögen ist darum Rechtfertigung im Aufweis ihrer unverzichtbaren Teilhabe und schließt sich eng an die Rechtfertigungsstrukturen der Schöpfungsgeschichte, aber auch vieler Schöpfungsmythen der Völker an.

Als gegliedertes System von Einteilungen müssen diese vollständig und das System abgeschlossen sein. Vollständigkeit wird sich für die Begriffsbestimmtheit nur in für die Identitätswahrung genügender Unterscheidung gegen- und miteinander ergeben können. Sie kann nicht die Totalität der nuancierten Gebrauchsweisen von Leitbegriffen umfassen, sondern deren identitätsbedingenden Bedeutungskern als so bestimmt aufweisen, daß er in genügender Unterscheidbarkeit zu den teilhabend Miterkannten verbindlich werden kann für Rechtfertigung in Verfassung und Weisungsgabe von Gesetzgebung wie Würdeachtung im Selbstbewußtsein gemeinschaftlicher Handlungszusammenhänge von Personen.

Ihre Vollendung hat darum Maß, Struktur und Zahl. Sie kann nicht unendlich sein (apeiron), sonst gäbe es weder Maß noch Grenze (peras) – jedoch unterscheidet sich die Bestimmtheit sowohl von den empirischen Formen der Verstandesurteile wie von der mathematischen Konstruktion. Zahl und Struktur ergeben sich mit der inhaltsverantwortenden Annahme aus Begriffen in Reflexion auf ihre Bedingungen und Einteilungen. Deren Verflechtungen müssen einen Abschluß finden, der nicht die Alleinheit (von Welt) sein kann, noch ein als Substanz in Absolutheit begriffener Gott, auch wenn sie zum Subjekt (im Begriff ihres Seins als Wesen) geworden wäre, sondern den Identitätsbedingungen eines jeden durch die Teilhabe an allen anderen entspricht und mithin ein solches Ganze als System darstellt, das in jedem seiner Teile es selbst ist und nur durch die Orte der Repräsenz von Vermögensideen durch Begriffsgedächtnisse genannt und identifiziert werden kann, da zugleich die Einteilungen und Gliederungen durchgeführt und integriert werden. Das ist im Vorstellungsbild von Teilen eines Ganzen nicht angemessen möglich, muß sich vielmehr von dessen Körperanalogien lösen (der Parmenidesdialog nötigt dazu), um selbst zu gehen („Schau nicht mehr, geh …“ Celan, Engführung) und im Gehen von eidos zu eidos, im Wechsel der Haltungen ideenentsprechend einem jeden so gerecht werden zu können, daß es sich in die Einheit seiner Habschaft als Vermögen von Personen im Gottes- und Selbstverhältnis der Personengemeinschaft fügt.

Das System der Ideen ist so Werk des Geistes und stiftet mit den Begegnungsorten des vernehmenden Annehmens von Ideen in Begriffen ihrer Vermögen (des Selbstseinkönnens) eine Einheit in Einstimmungsverantwortung des Widerstreits von Entscheidungsmacht in der Handlungsbestimmung unter Vielen, deren Gemeinschaftlichkeit nach Bedingungen ein jeder unter ihnen muß vertreten und mitveranworten können.

Die Zahl der in sich abschließbaren Gliederungsorte des Systems (der Einheit von Ideen) ergibt sich aus einer Kombination der Vierereinteilungen mit einer Dreierteilung, die zu einem Rhythmus in bewegter Struktur führt und Integrationshandlungen gleich einem Chor oder Reigen anführt, was den diesbezüglichen Bildern in den platonischen Werken nochmal eine Deutungsmöglichkeit für die geistigen Lebenshaltungen, als mit Empfindung und zusammenstimmendem Handeln (Schönheit des Tanzes) verbunden verleiht.

Es gliedert sich das Gefüge der „ursprünglichen Bestimmungsgründe“ (wie Kant Prinzipien begreift), die als unbedingt zu beachtenden Bedingungen von Vermögen das Unbedingte uns vergegenwärtigen, nach den drei Vermögen: Verstand (dianaioa), Vernunft (nous) und Urteilskraft (krinein, diakritike), die jeweils ihren ihnen entgegentretenden Aufgabenfeldern: Sinnlichkeit, Rechtfertigung und Methode zugeordnet sind und als gleichgeordneter Zusammenhang die diese Aufgaben vermittelnden Vermögen in Begriffen ausweisen.

Die nicht definierbare Identität einer Idee – wie die der Tugend in den aporetsichen Frühdialogen – wird durch den unverwechselbaren Ort repräsentiert, an dem ihr Begriff sie dadurch allein bezeichnet, da wir die Einteilung als nur ihr zugehörig von allen anderen Ortseinteilungen in einem gemeinsamen Verbindungsraum unterscheiden. Jedes teilt sich in genau vier Glieder ein, die ihrerseits jeweils wiederum in vier Glieder eingeteilt, zu denen dann das zuvor eingeteilt Wordene wiederum als einteilend gehört. Es ist ein Wechsel der Gliederungen in beständiger Zuordnung mitzuvollziehen, aus dessen Bestimmungsgedächtnis sich ein Verfahren der Verflechtung ergibt (wie der Politikos es im Bild des Webstuhls anzeigt), mit dem einsichtig wird, daß keiner der Ideenbegriffe für sich allein gedacht und als bestimmt verbindlich gehalten werden kann. So wird auch verständlich, warum eine bloß urteilend verstehende Bestimmungsintention im Verhältnis zu Ideen (die als bloße Allgemeinbegriffe oder Formen mißverstanden werden) zu keiner Verbindlichkeit findet und dem Skeptizimus verfällt. Umgekehrt erscheint die Intention, ein System der Systeme zu finden, der Philosophie unabweislich.

Die Hauptunterscheidung (Prol § 41) der Kritik der reinen Vernunft als Kritik ihrer Vermögen, die ihre systematische Ausrichtung als Methode begründet, ist die zwischen Kategorien (als Begriffe von Gegenständen überhaupt) und Ideen (als „praktische Urbilder der Vermögen“ in geistigem Vorblick auf ihr Selbstsein in Selbstgemäßheit). Gott, Welt und Seele sind keine Gegenstände, noch erhalten sie einen Ort im System als Ideen, sondern werden als transzendentale Ideen bzw. Ideal in widerstreitvollem Gehalt rekonstruiert. Sie sind aber mit und durch Ideen verbunden, da wir das sich Verhaltenkönnen aus je eigenen Seelenvermögen in der Welt und zu Gott und zu sich selbst, also als Personen nur in der Annahme der Ideenverbindungen vermögen und Einstimmung, Widerstreit tragend und Widerstreit zu lösen, geschichtlich verantworten.